Ein Gastbeitrag von Dominika Meindl
Was will Australien von uns? Setzt es sich in unserer komplexer werdenden Realität des 21. Jahrhunderts durch oder wird es verschwinden wie eine Fußspur im Sand der Meeresgischt? Zahlt es sich aus? Dünn besiedelt und auch noch abgebrannt – die Faszination für Australien ist in sich selbst faszinierend.
Eine Nation, die sich über die ganze ungestalte Landmasse stülpt, maßlos in ihrem Anspruchsdenken. Das Bescheiden mit einer Inselbegabung hätte uns allen viel Gedöns erspart, aber nein, Australien will was Eigenes haben und ein Kontinent sein, so wie Pluto ein Planet, also muss das Lehrmaterial entsprechend adaptiert werden, ächz. Und all die westlichen Menschenwelpen glauben hinzumüssen, weil man dort einmal gewesen sein muss. Doch hier irrt der junge Mensch, so wie es seinem Wesen entspricht.
Australien kommt gut mit sich alleine aus. Man will ja nicht belehren, immerhin schreibt hier kein alter, weißer Mann, sondern eine wohlhabende ältere, beige Frau (so wertvoll wie ein kleiner Mann), aber es ist einfach ein Faktum, dass auf Australien kein Segen liegt und man das auch nicht unbedingt gesehen haben muss. Was nun die Hauptstadt sein soll, mag man sich nicht merken, die unten wechseln da offenbar mit den Jahreszeiten, von denen es nur 1,5 gibt. Die Kinder werden mit Flugzeugen in die Schule gebracht. Selber muss man 47 Stunden mit einem fliegen, um hinzukommen, why?! Flugscham ist gar kein Ausdruck für das, was der fühlende Zeitgenosse hier empfinden muss. Den einzigen Berg darf man nicht besteigen, wozu auch. Müde, graue Bären als Wappentier, ungeschlachte Riesenhasen und quadratisch gackende Nager, Beuteltiere allesamt – die Fauna kommt daher wie schrullige Leute in ungewaschenen Hoodies. Geographisch nichts mehr als eine gewaltige, staubige Leere in der Mitte, um die betäubt der Verblendungszusammenhang tobt. An den hyperaktiven Ränder lässt der Offshore-Spekulations-Unsinn verglaste Hochäuser metasieren. Darin sitzen gottferne Menschen, deren Vorfahren unglaublich schiach zu den Aboriginees waren. Man sollte denen das ganze Ding umstandslos zurückgeben und sich in den Arsch hinein schämen. Das Aboriginee-Weckerl im Sortiment von Nah&Frisch ist übrigens wirklich das einzig Gute, das sich über diese kontinentgewordene Anmaßung sagen lässt, und auch das ist nur ein Brötchen mit schnell moldig werdendem Konventionsgemüse drin.
Australien? Schmaustralien!