Oppenheimer (2023)

Was soll ich sagen liebe Leser*innen: Christopher „Chris“ Nolan has done it again: Er hat einen amerikanischen Spielfilm (Hollywood) gedreht.

Es ist einfach wieder ein typischer Nolan: Ein Mann in Anzugshose muss schwere Entscheidungen treffen, die leider irgendwie scheisse für seine loved ones sind, aber er ist eben ein MANN ist und ein AMERIKANER, deswegen macht er natürlich alles genauso wie die „Pflicht“ es verlangt, aber er hat Gefühle dabei (traurig).

Dieser Film spielt in den 20ern und 30er Jahren, also dürfen endlich alle Männer so viel konservative Anzüge und Fedorahüte tragen, wie Nolan es eigentlich immer gerne hätte. Deswegen ist es auch sein bisher längster Film, viereinhalb Stunden soll er dauern (meine ich gehört zu haben). Frauen wiederum kommen eigentlich überhaupt nicht vor, außer vielleicht, um den Männern die üblichen Probleme zu bereiten (Eifersucht, Ablenkung von der „Pflicht“, Gewissen). Da sie außerdem keine Fedorahüte tragen – historische Akkuratesse ist Nolan eben einfach wichtig – interessieren sie auch nicht groß weiter.

Laut Trailer außerdem nicht interessant: die über 200.000 Japaner*innen, die  durch die Erfindung der titelgebenden Hauptfigur an Druckwelle, Verbrennungen und Strahlenkrankheit verstarben. Ich vermute mal, dass sie im Film noch vorkommen werden, und zwar in genau dem Maß wie sie in der amerikanischen Geschichte vorkommen: als tragisches kleines Schuldgefühl, das die eigene Identität endlich auch komplex und tragisch und ein kleines bisschen dirty macht, durch einen verstecktes Zwinkersmiley aber noch den eigenen Ruhm und die eigene Gefährlichkeit weiter erhöht.

Eine Freundin hat mir erzählt, beinahe wäre das Releasedatum verschoben worden, damit der Film nicht mit Greta Gerwigs Barbie konkurrieren muss. Den gleichzeitigen Kinostart können wir nur als einen weiteren Versuch verstehen, ein etwas komisches Geschlechterverständnis (nämlich ein binäres) auf das unschuldige Publikum zu forcieren. Aber auch wenn sie es uns so dringlich aufbinden wollen: Es gibt natürlich nicht zwei Geschlechter (Barbie und Oppenheimer), sondern eine wilde Unendlichkeit der lustigen Performanz (Barbie).

Wir wollen derweil den Wunsch Nolans respektieren und den Frauen, den Japaner*innen und sonstigen kuriosen Randfiguren keine weitere Beachtung schenken – aber: den Fedoramännern, den Bomben die sie bauen und dem ganzen Rest dieses gähnig-konservativen Hollywood/Manhattan-Projektes auch nicht.

Wir raten ab.