Die Hard (1988)

Aus der Reihe: Wir raten ab von Klassikern

Weihnachten, das unangenehme christliche Fest der schlechten Jahreszeit, das niemand mag, hat immerhin ein Gutes: Es hat ein Genre von Filmen hervorgebracht, in denen Leute auf phantasievoll abwechslungsreich gestaltete Arten und Weisen eins auf die Fresse kriegen, die so genannten Weihnachtsfilme. Warum auch immer dieses Genre sich so entwickelt hat weiß kein Mensch, aber wir sind froh, dass es so ist. Denn Filme, in denen Leute originell verkloppt werden, können fast nicht daran scheitern, Premium-Unterhaltung zu bieten. Und „Home Alone“ (1990) sorgt, wie doch manches aus dem JHCU (=John Hughes Cinematic Universe), tatsächlich für einige verlässliche Schmunzler und Scarlett Harletts Parodie von Macaulay Culkin.

Anders verhält es sich (leider!) mit „Die Hard“ aus dem Jahre 1988 unter der Regie von John McTiernan. Aus dessen campy Œu­v­re ist, wenn überhaupt, dann nur sein Film „Predator“ (1987) bekannt, der wiederum auch nur bekannt ist aufgrund des Geistesblitz’ des Crossovers „Alien vs. Predator“ (2004), bei dem nur rätselhaft ist, warum die Grundidee nicht zu Ende geführt wurde. So wie eine Autoverfolgungsjagd, bei der geschossen wird, schon recht gut ist, sie aber noch besser wird, wenn dabei rosa Pudel durch einen brennenden Reifen springen und Vampire auf Dinos reiten, so hätte auch dieser Film noch einige weitere Monster vertragen. Wo bleibt „Alien vs. Predator vs. Jurassic Park vs. Godzilla vs. Thanos vs. Voldemort vs. Daenerys vs. Sauron vs. Kevin“? Jetzt, wo alles auf dieser Welt Disney gehört, sollte es doch keine linzenzrechtliche Hindernisse mehr geben! Vermutlich scheitert es am Kleingedruckten im Testament von Stan Lee, das die Anwälte von Disney beim Aufkaufen anderer Firmen übersehen haben, na schönen Dank auch!

Zurück zu „Die Hard“. Niemand weiß, warum es ein Weihnachtsfilm sein soll, aber irgendjemand hat das mal behauptet und – seien wir uns mal ehrlich – das reicht doch. „Die Hard“ ist ein Film, an dem nur so richtige knallharte männliche manly Man-Männer beteiligt waren, allen voran ein Schauspieler namens Bruce Willis. Kein Identifikationspotential und langweilig, aber schön zu anzuschauen, das war der Gedanke dahinter. Der gesamte Film dient auch nur einem einzigen Zweck, nämlich dass Bruce Willis, wie in Weihnachtsfilmen eben üblich, auf diverse Arten verprügelt, verletzt, gejagt und gefoltert wird. In „Die Hard“ dient dies aber eben nicht der Erzeugung von Komik wie bei „Home Alone“, sondern – es lässt sich leider nicht anders sagen – der totalen Versexung des Films, der konsensuellen zum Sex-Objekt-Reduzierung des Willis-Körpers. Der geschundene und mit fortlaufender Filmhandlung stets weniger bekleidete Körper von Bruce Willis wird von der Kamera geliebt, umschmeichelt, liebkost. In einer Schlüsselszene kriecht Bruce Willis, erfreulicherweise schon recht wenig bekleidet, durch einen engen Tunnel. Oh la la! Das kann natürlich im Anschluss an die Filmtheoretikerin Laura Mulvey bedeutungsschwanger interpretiert werden und die dementsprechenden Seminararbeiten und Habilitationen wurden naturgemäß auch alle geschrieben. All das ist würdig und recht.

Und um an dieser Stelle Missverständnissen gleich vorzubeugen: Nichts liegt uns in der Wir-raten-ab-Redaktion ferner als Kinkshaming! Whatever floats your boat! Für wen es Weihnachtsfilme tun – schön für euch! Genießt es, macht euch ein paar schöne Stunden, lebt eure Sexualität konsensuell und ohne Scham in vollen Zügen aus! Es ist gewiss der sinnvollste Zeitvertreib, den wir in unserer kurzen Zeit hier auf Erden haben. Doch „Die Hard“, so sehr in der Theorie nichts daran zu bekritteln ist, leidet (leider!) an einer sehr gravierenden Stelle: Bruce „Wegschaltimpuls“ Willis versprüht (leider!) auf Film den Sex-Appeal eines von entfernten Impfgegner-Verwandeten gebackenen Christstollens (ich entschuldige mich ausdrücklich bei allen, deren Kink von Nazis hergestelltes staubtrockenhartes Backwerk ist, aber ihr wisst schon wie ich das meine!), nämlich exakt gar keinen, null, nichts, Fehlanzeige, kein Ausschlag, finito. Bruce „die skipbaren Episoden vom eh schon schlechten Film Pulp Fiction“ Willis’ gefilmter Körper ist leider, leider, leider das einzige bekannte Ding auf Erden, das geil zu finden unmöglich ist. Deshalb, so leid es uns auch tut, müssen wir leider von diesem Klassiker des Schmuddelfilms abraten.